3. August 2017

03.08.2017 – Lässt sich das Problem „über Nacht“ lösen?, von Prof. Dr. Frauke Müller, zm 107

03.08.2017 – Lässt sich das Problem „über Nacht“ lösen?, von Prof. Dr. Frauke Müller, zm 107

Eine Arbeitsgruppe aus Tokyo beschrieb erstmalig, dass sich das Risiko einer Aspirationspneumonie mehr als verdoppeln kann, wenn Hochbetagte ihre Zahnprothese während der Nacht tragen (linuma et al, 2015). Das Besondere an diesem Ergebnis ist, dass sich dieser hohe Risikofaktor durch eine einfache und direkte klinische Empfehlung modifizieren lässt. Die Patienten können diese Prophylaxe selbst durchführen und es sind weder zusätzliches Pflegepersonal noch öffentliche Gelder erforderlich. Auch ermöglicht es den Patienten, sich an der Infektionsprophylaxe aktiv zu beteildigen, selbst wenn sie manuell bereits sehr eingeschränkt sind oder sich ihre Sehkraft erheblich verschlechtert hat. Die Entscheidung, ob eine Prothese in der Nacht getragen werden sollte oder nicht, hat jedoch viele Facetten und besonders psychologische Aspekte spielen eine wichtige Rolle.

Die derzeit verfügbaren Erfahrungswerte rechtfertigen die Empfehlung, herausnehmbaren Zahnersatz während des Schlafens nicht zu tragen, sondern ihn außerhalb des Mundes trocken zu lagern. So kann nicht nur das Risiko einer Prothesenstomatitis, sondern auch einer folgenschweren Pneumonie reduziert werden. Psychosoziale, funktionelle oder auch mechanische Aspekte können die hochbetagten Patienten jedoch dazu verleiten, ihre Prothese während des Schlafes doch zu tragen.

Allgemein, Prothetik
About Jochen Steuerwald