23.03.2018 – Krebsprävention bei oropharyngealen Karzinomen durch HPV / M. Daubländer und W. Kämmerer / zm (2796)
Die Oberärztin Dr. Dr. Monika Daubländer (Mainz) und der Privatdozent Dr. Dr. Peer W. Kämmerer (Rostock) haben am 01.12.2017 in den Zahnmedizinischen Mitteilungen (zm) aus Sicht der Zahnmedizin eine Zusammenfasung in Hinblick auf die Krebsvorsorge im Mund- und Rachenraum wiedergegeben.
Derzeit sind über 200 verschiedene Varianten des vor allem sexuell übertragenen Humanen Papillomavirus (HPV) bekannt, von denen nur wenige (unter anderem HPV 16, 18, 31, 33, 35) ein onkogenes (krebserregendes) Potential haben. Hier sind vor allem die anogenitale Region (anale – bis zu 95 % durch HPV verursacht und Cervixkarzinome – bis zu 70 % durch HPV verursacht) betroffen, wobei HPV auch eine Rolle bei der Entstehung oropharyngealer (Mund- und Rachenraum betreffend) Krebserkrankungen zu spielen scheint. Derzeit sind HPV-Impfungen ein wichtiges Mittel bei der Prävention von HPV-Infektionen und anderer HPV-vermittelter Pathologien. Die prophylaktischen Impfstoffe wirken primär durch die Stimulierung der Antikörper-vermittelten Immunität. Sie induzieren neutralisierende Antikörper, die in der Lage sind, HPV zu erkennen und zu inaktivieren, bevor das Virus Wirtszellen infiziert. Allerdings haben die derzeit verfügbaren HPV-Impfungen keinen Effekt bei bvereits bestehenden Infektionen.
IMPFUNGEN gegen oropharyngeale Karzinome?
Aktuelle Studien gehen von einem signifikanten Anstieg von durch HPV verursachten oropharyngealen Karzinomen (OPC) aus. So prognostizieren einige Autoren, dass bis 2030 ungefähr die Hälfte aller OPC mit HPV assoziiert sein wird, wobei bei den häufig jüngeren, gesünderen Patienten die klassischen Risikofaktoren Rauchen und Alkoholabusus weitaus weniger vorliegen. Es handelt sich vor allem um Manifestationen an den Tonsillen und an der Zunge.
Angesichts der Tasache, dass die meisten HPV-bezogenen OPC (rund 90 %) durch HPV Typ 16 verursacht werden, ein Typ, der sowohl in den Cervarix- als auch in den Gardasil-Impfstoffen enthalten ist, könnte man erwarten, dass diese Impfstoffe auch die oropharyngeale HPV16/18-Infektion verhindern könnten. Da jedoch die Prävention einer oropharyngealen HPV-Infektion durch HPV-Impfung bisher nicht in randomisierten Studien untersucht wurde, ist der Wert der Impfung als prophylaktische Maßnahme für OPC noch unbewiesen. Dies liegt zum einen darin begründet, dass die Assoziation zwischen einer HPV-Infektion und Malignomen im oropharyngealen Bereich noch nicht ausreichend lang bekannt ist. Weiterhin ist es unklar, ob bei einer HPV-Infektion potentiell maligne Vorläuferläsionen vorliegen, die bei asymptomatischen Patienten zudem nur schwer zu untersuchen wären. Allerdings deuten erste Studien sehr wohl darauf hin, dass die Impfung auch bei OPC wirksam ist.
AUSBLICK
Für den Gebärmutterhalskrebs sind Impfung und Screening inzwischen gut etabliert. Bei einer vermutlich zunehmenden Inzidenz von HPV-assoziierten oropharyngealen Karzinomen wird die Impfung beider Geschlechter hoffentlich zu einer Verringerung der Inzidenz führen. Auch wenn die Kosten und insbesondere die Kosten-Effektivität nicht geklärt ist, sollte eine präventive Impfung für HPV weltweit gefördert werden.