29. Mai 2018

29.05.2018 – Kopfweh der besonderen Art / Migräneprophylaxe / C. Vetter, zm

29.05.2018 – Kopfweh der besonderen Art / Migräneprophylaxe / C. Vetter, zm

Hallöchen,

im letzten Bericht ging es bereits um die Entstehung einer Migräne. Heute erfahren Sie / Ihr etwas mehr zur Vorbeugung.

Prophylaxe einer Migräne:

Treten im Mittel mehr als drei akute Migräneattacken pro Monat auf, ist eine medikamentöse Migräneprophylaxe angezeigt. Diese ist auch in Betracht zu ziehen, wenn die akuten Attacken durch die übliche Akutmedikation nicht zu beherrschen sind. Üblicherweise eingesetzt werden Betablocker wie Propranolol und Metoprolol, die jedoch bei einer arteriellen Hypothonie, einer Bradykardie  und bei einem Asthma bronchiale kontraindiziert sind. Charakteristische Nebenwirkungen der Betablocker sind sind Müdigkeit, eine Gewichtszunahme und Schlafstörungen. Alternativ kann die Prophylaxe mit dem Kalziumantagonisten Flunarizin erfolgen, wobei hinsichtlich potentieller Nebenwirkungen auf Depressionen und extrapyramidale  Bewegungsstörungen zu achten ist. Eine weitere Option stellen Antiepileptika wie Valproat oder Topiramat dar. Sie sind in ihrer Wirksamkeit den Betablockern und Flunarizin vergleichbar, wobei keine kardiovaskulären oder psychatrischen Kontraindikationen bestehen, so dass die Wirkstoffe breit eingesetzt werden können. Es kann laut DKMG unter Valproat allerdings zu einer Gewichtszunahme kommen, während Topiramat eher eine Gewichtsabnahme bedingt. Weitere potenzielle Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Tremor und eventuell eine Leberenzymerhöhung sowie dermatologische Reaktionen wie ein allerisches Exanthem und/oder Haarausfall unter Valproat sowie Kribbelparästhesien und eventuell auch kognitive Störungen und möglicherweise sogar Wesensänderungen unter Topiramat.

Die meisten Migräneprophylaktika werden einschleichend dosiert eingenommen und man sollte zur Dokumentation der Wirkung ein Kopfschmerztagebuch führen. Die Einnahme sollte mindestens drei Monate lang  in ausreichender Dosierung erfolgen. Erst danach ist ist die Wirksamkeit zu beurteilen.

Als wirksam gilt die Prophylaxe, wenn die Häufigkeit der Migräneattacken um mindestens 50 Prozent gesenkt oder die Schmerzintensität deutlich verringert wird, so dass man die akute Migräne wieder mit der Standardmedikation in den Griff bekommt. Rund 70 Prozent der Migränepatienten sprechen nach Expertenangaben auf die Migräneprophylaxe an.

Es gibt laut DKMG weitere Substanzen, denen eine Wirksamkeit als Migräneprophylaktikum zugeschrieben wird, deren Effektivität jedoch weniger gut in klinischen Studien dokumentiert ist und die daher als Mittel der zweiten Wahl gelten. Hierzu gehören unter anderem Amitriptylin, Venlafaxin, Naproxen und ASS. Nicht sicher geklärt ist der Stellenwert von Magnesium bei der Migräneprophylaxe. Der Wirkstoff ist wahrscheinlich nur bei vergleichsweise milder Migräne wirksam, kann laut DKMG (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft) aber eine gute Alternative darstellen, wenn in der Schwangerschaft eine Migräneprophylaxe nötig ist.

Als Hoffnungsträger bei der Migräneprophylaxe gelten die derzeit in Entwicklung befindlichen monoklonalen Antikörper gegen das Calcitonin  Gene-Related Peptide (CGRP). Das aus 37 Aminosäuren bestehende CGRP scheint eine wichtige Rolle bei der Pathophysiologie der Migräne zu spielen. Es wird offensichtlich während eines Migräneanfallsaus den Fasern des Trigeminus-Nervs freigesetzt und führt zu einer starken Vasodilatation im Gehirn sowie zu einer neurogenen Entzündung. Durch das Binden des CGRP-Antikörpers an den Botenstoff kann ersten Studien zufolge eine Reduktion der Migräne erwirkt werden. Derzeit sind die drei Wirkstoffe Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab zur gezielten Migräneprophylaxe in klinischer Entwicklung.

Das sollte heute vorerst an Informationen genügen. Nächstes Mal geht es weiter mit der Nicht-medikamentösen Prophylaxe.

Alles Gute von Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin-Schöneberg

 

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