26. Oktober 2015

31.08.2015 – Darf die Spange in die Spülmaschine?

Darf die Zahnspange in die Spülmaschine?
Hallo und schön´guten Tag,
haben Sie sich auch schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob es ratsam sei die Zahnspange Ihrer Kinder oder den Sportmundschutz in der Spülmaschine zu reinigen? Oder hast Du Dir als Zahnspangenträger bereits gedacht, dass das doch einfacher gehen muss mit der Reinigung?
Prof. Dr. Jost-Brinkmann, die Zahnärztin Frau von Wallis und die Kieferorthopädin Frau Engel aus der Charité sind dieser Frage nachgegangen und haben darüber diesen Artikel in der zm 105, Nr. 16 A, 16.08.15, Seite 40-42 veröffentlicht.
Darf die Zahnspange in die Spülmaschine?
Was liegt näher, als eine herausnehmbare kieferorthopädische Apparatur zusammen mit der Kaffeetasse und dem Weinglas nebst Messern und Gabeln in der Spülmaschine zu reinigen? Was für die Hygiene des Ess- und Trinkgeschirrs gut ist, könnte eigentlich doch auch für die Klammer taugen, oder? Forscher der Universitätszahnklinik der Charité in Berlin gingen dieser Frage nach. Das Eingliedern herausnehmbarer kieferorthopädischer Apparaturen schafft Retentionsnischen und vergrößert die Oberfläche, auf der sich die Plaque und Nahrungsreste ablagern können. Dabei kommt es zu einer Veränderung der Plaque-Zusammensetzung und das Kariesrisiko steigt, sofern die Apparaturen nicht gründlich gereinigt werden (Batoni et al., 2001; Schlagenhauf et al., 1989).
Viele Patienten sind mit der Reinigung überfordert. Die Kieferorthopäden empfehlen Ihren Patienten daher, neben der Reinigung durch Bürsten selbsttätige chemische Spangenreiniger zu verwenden. Insgesamt 3,6 Prozent der Kieferorthopäden in Deutschland empfehlen ihren Patienten jedoch auch, die Spangen in der häuslichen Geschirrspülmaschine zu reinigen (Eichenauer et al., 2011), wenngleich es dazu bisher keine Studien gab. Wir haben daher die Wirkung verschiedener Reiniger sowohl bei einem Kurzprogramm (angegebene Spültemperatur 46 °C) als auch bei einem Intensivprogramm (angegebene Spültemperatur 75 °C) auf standardisiert verschmutzte PMMA-Prüfkörper (Orthocryl, Dentaurum, Ispringen) in einer Geschirrspülmaschine (G 5400 SC Miele, Gütersloh) untersucht. Die untersuchten Reinigungsprodukte waren: K Classic Geschirr-Reiniger Pulver und Sodasan Maschinen Spülmittel mit dem jeweiligen Salz und Klarspüler sowie Somat 10 Spülmaschinen Tabs. Einzelheiten sind nachlesbar unter DOI10.3238/OPKZH.2015.0082-0086 (von Wallis et al., 2015).
Mindestens so gut wie eine Tablette
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass alle untersuchten Reiniger bei 75 °C eine sehr gute Sauberkeit erzielen, während sich bei 46 °C deutliche Unterschiede ergaben, mit abnehmender Reinigungsleistung in der Reihenfolge: K Classic > Somat 10 Tabs > Sodasan. Abgesehen von Sodasan bei niedriger Spültemperatur ist die Reinigungswirkung somit mindestens so gut wie bei selbsttätigen Reinigungstabletten (Fathi et al., 2014). Allerdings sind einige Aspekte zu beachten. So muss ein Weg gefunden werden, damit die (leichten) kieferorthopädischen Apparaturen vom Wasserstrahl nicht verlagert werden, gegebenenfalls vom Strahlarm beschädigt werden oder am Boden der Spülmaschine im Spülwasser schwimmen statt aktiv gereinigt zu werden. Dazu genügt es, sie mit geschlossenen Federn (zum Beispiel Adams-Klammer oder Labialbogen) über einen vertikalen Stab im Spülsieb zu schieben. Alternativ kann ein Siebtray verwendet werden, wie es ähnlich auch für die zahnärztliche Instrumentenaufbereitung genutzt wird, allerdings entstehen in diesem Fall zusätzliche Kosten. Auch Sportmundschutze lassen sich auf diese Weise wirkungsvoll reinigen. Allerdings sollte man der Versuchung widerstehen, Apparaturen aus thermoplastischen Materialien – wie zum Beispiel den Sportmundschutz – während des Spülvorgangs durch ein Gewicht zu fixieren, da dies zu plastischen Deformationen führen kann. Für welche Druckformfolien bereits 75 °C zu irreversiblen Verformungen führen, ist Gegenstand laufender Untersuchungen.
Selbst harte Ablagerungen werden im Geschirrspüler bei 75 °C weitgehend entfernt. Auch mechanisch schwer erreichbare Spalten und Schrauben werden gut gereinigt.
Machen wir uns nichts vor: Mit einer verschmutzten Zahnspange werden Millionen Plaquebakterien in den Geschirrspüler eingebracht und nicht alle werden bei 75 °C abgetötet. Mit dieser Situation sind wir jedoch auch konfrontiert, wenn benutzte Löffel und Gabeln gewaschen werden, sei es in einem Geschirrspüler oder per Hand. Sofern der Patient und seine Familie keine schwere Infektionskrankheit haben oder immunsupprimiert sind, ist gegen die Verwendung einer Geschirrspülmaschine unter Abwägung zwischen Kariesrisiko und allgemeinem Infektionsrisiko nichts einzuwenden.
Übrigens: Dieser Reinigungsvorschlag trifft auch für Knirscherschienen zu (Anmerkung von Jochen Steuerwald).
Und in unserem nächsten Beitrag stellen wir dann endlich unsere neue Auszubildende vor. Die macht sich übrigens sehr gut.
Herzliche Grüße von Jochen Steuerwald, Zahnarzt, Eisenacher Straße 84 in 10781 Berlin Schöneberg.

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