6. April 2020

Aus der Zahnarztpraxis Dr. Steuerwald in Berlin-Schöneberg / 6. April 2020 / Eine kleine Wiederholung vom 14.01.2019 Kaugummi: Genussmittel und Dentalprodukt von Joachim Klimek, zm 108, Nr. 20 (2348)

6. April 2020 / Eine kleine Wiederholung vom 14.01.2019 Kaugummi: Genussmittel und Dentalprodukt von Joachim Klimek, zm 108, Nr. 20 (2348)

Und nun geht es weiter mit dem Artikel von Prof. Klimek.

Metaanalyse belegt kariesprotektive Wirkung

In zahlreichen klinischen Studien wurde der kariesprophylaktische Effekt von mindestens dreimal täglichem Kauen von zuckerfreien Kaugummis untersucht. Das ADA (American Dental Association)-Center for Evidence-Based Dentistry führte 2011 eine Metaanalyse dieser Studien durch und stellte fest, dass bei fünf- bis sechzehnjährigen Personen das Kauen zuckerfreien Kaugummis für 10 bis 20 Minuten nach den Mahlzeiten die Kariesinzidenz verringern kann.

Kaugummikauen nach den Mahlzeiten ist aber keineswegs nur für junge Menschen empfehlenswert. Bei älteren Menschen findet sich häufig eine Verminderung des Speichelflusses, die zu zahlreichen Problemen führen und die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen kann. Die Prävalenz der Xerostomie (Mundtrockenheit) liegt bei üner 65-Jährigen bei etwa 30 Prozent und wird am häufigsten durch die Einnahme xerogener Medikamente verursacht. Kaugummikauen nach den Mahlzeiten oder auch zwischendurch zur Erhöhung des Speichelflusses kann hier eine sinnvolle und hilfreiche Maßnahme sein.

Es gibt keinen speziellen Dentalkaugummi

Es finden sich keine Beweise dafür, dass bestimmte Süßungsmittel oder andere Inhaltsstoffe in Kaugummis zu einem erhöhten kariespräventiven Effekt führen. Bezüglich der verwendeten Zuckeraustauschstoffe wird aufgrund einiger Studien ein möglicher Vorteil von Xylit diskutiert. Hauptsächlich werden hierbei mögliche plaquehemmende Effekte von Xylit  herausgestellt, durch die eine Karieshemmung bewirkt werden soll (Milgrom et al., 2012). In einer jüngeren Studie konnte allerdings kein karieshemmender Effekt von  Xylit nachgewiesen werden (Bader et al., 2013).

Als Zuckeraustauschstoffe (Polyole) wie zum Beispiel Xylit sowie Süßstoffe wie beispielsweise Cyclamat und Aspartan wirken nicht kariogen, weil orale Mikroorganismen sie nicht oder kaum zu Säuren verstoffwechseln. Trotz unzureichender Studienlage erscheint es biologisch plausibel, dass das Kariesrisiko sinkt, wenn in nennenswertem Umfang Zucker in Nahrungsmitteln durch Zuckeraustauschstoffe oder Süßstoffe ersetzt wird (Lingström et al., 2003).

Insgesamt finden sich also keine ausreichenden Beweise für einen zusätzlich kariespräventiven Effekt bestimmter Zuckeraustauschstoffe. Für die Inhaltsstoffe von Kaugummi bedeutet dies, dass es also keinen speziellen „Dental-Kaugummi“ gibt, der einem „gewöhnlichen“ zuckerfreien Kaugummi zahnmedizinisch überlegen wäre. Die Wirkung des Kaugummikauens basiert auf der Speichelstimulation. Eine Stimulation des Speichels wird durch jedes Kaugummi erzielt und funktioniert umso besser, je besser das Kaugummi schmeckt und je länger es gekaut wird. Deshalb ist es wichtig zu empfehlen, besonders nach Mahlzeiten für 10 bis 20 Minuten ein zuckerfreies Kaugummi zu kauen.

Fazit für die Praxis

Regelmäßiges Kauen von zuckerfreiem Kaugummi nach den Mahlzeiten hat einen kariespräventiven Effekt und ist daher Bestandteil der Basismaßnahmen zur Kariesprophylaxe – der „Genussstatus“ des Kaugummis ist dabei hilfreich und nicht etwa hinderlich. Wenn Gesundheitsvorsorge und Prophylaxe angenehm sind und Freude bereiten, umso besser.

Tja, denn schön zuckerfreie Kaugummis kaufen!

Herzliche Grüße aus der Zahnarztpraxis Dr. Steuerwald in Berlin-Schöneberg

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