Was würde passieren, wenn man komplett auf das Zähneputzen verzichten würde? Gäbe es auch Auswirkungen auf den ganzen Körper?
Ja , sagt Dr. Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin-Schöneberg, wenn man komplett auf das Zähneputzen verzichtet, hätte das nicht nur Folgen für die Zähne selbst, sondern langfristig auch für den gesamten Körper. Hier ist, was im Detail passiert:
Kurzfristige Folgen (Tage bis Wochen)
- Plaquebildung: Schon nach wenigen Stunden lagern sich Bakterien und Essensreste als weicher Film (Plaque) auf den Zähnen ab.
- Mundgeruch: Die Bakterien zersetzen Eiweiße und produzieren Schwefelverbindungen – das riecht unangenehm.
- Zahnfleischreizung: Nach wenigen Tagen kann das Zahnfleisch gerötet, geschwollen und empfindlich werden – erste Anzeichen einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung).
Mittelfristige Folgen (Wochen bis Monate)
- Zahnsteinbildung: Plaque verhärtet sich durch Mineralien aus dem Speichel zu Zahnstein. Den bekommt man ohne professionelle Reinigung kaum noch weg.
- Zahnfleischbluten: Das Zahnfleisch reagiert auf die ständige Reizung – es blutet beim Kauen oder Sprechen.
- Karies: Säurebildende Bakterien greifen den Zahnschmelz an, kleine Löcher entstehen, die sich zu schmerzhaften Kariesdefekten entwickeln.
Langfristige Folgen (Monate bis Jahre)
- Parodontitis: Die Entzündung breitet sich auf den Zahnhalteapparat aus. Das Zahnfleisch zieht sich zurück, die Zähne lockern sich und können ausfallen.
- Zahnverlust: Ohne Behandlung führt Parodontitis oft zu mehreren verlorenen Zähnen.
- Chronische Entzündungsherde: Bakterien und Entzündungsstoffe gelangen über das Zahnfleisch in den Blutkreislauf.
Systemische (körperweite) Auswirkungen
Zahn- und Zahnfleischerkrankungen stehen nachweislich in Verbindung mit vielen allgemeinen Gesundheitsproblemen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Chronische Entzündungen im Mund können Arteriosklerose fördern. Menschen mit Parodontitis haben ein höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Diabetes: Eine unbehandelte Parodontitis kann den Blutzucker verschlechtern, und umgekehrt erschwert Diabetes die Heilung von Zahnfleischentzündungen.
- Atemwegserkrankungen: Bakterien aus dem Mund können eingeatmet werden und Atemwegsinfektionen (z. B. Lungenentzündung) begünstigen.
- Frühgeburten: Bei Schwangeren wird ein Zusammenhang zwischen schwerer Parodontitis und Frühgeburten beobachtet.
- Allgemeine Entzündungsbelastung: Das Immunsystem wird dauerhaft aktiviert, was langfristig viele Krankheiten begünstigen kann.
Fazit
Wer dauerhaft auf das Zähneputzen verzichtet, riskiert:
- Mundgeruch, Karies, Zahnverlust
- Chronische Entzündungen
- Erhöhtes Risiko für Herz-, Stoffwechsel- und Atemwegserkrankungen
Zweimal tägliches Putzen (plus Zahnseide) ist daher keine Schönheitsfrage, sondern essenziell für die allgemeine Gesundheit.
Wir empfehlen zusätzlich alle vier Monate eine professionelle Zahnreinigung durchzuführen zu lassen.
viele Grüße von Dr. Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin-Schöneberg.