23.04.2017 – Mundhygiene im höheren Lebensalter / zm 107, Nr. 8, 16.4.2017, nach Vorlage von Frauke Müller
Mundhygiene bei hochbetagten Senioren – das war lange Zeit ein Wasserglas auf dem Nachttisch, in dem die Zahnprothese mit der Reinigungstablette die Nacht verbrachte. Selten wurde der Mund gespült, die Mundschleimhaut oder gar die Zunge gesäubert. Heute haben selbst die ältesten Menschen immer mehr eigene Zähne, und die Reinigung eines voll- oder teilbezahnten Gebisses erfordert einen völlig anderen Ansatz.
Die heute üblichen, modernen Rekonstruktionen erfordern oft komplexe und zeitaufwendige Mundhygienemaßnahmen, besonders wenn Implantate verwendet wurden. Die Reinigung solcher „Hightech“- Prothesen übersteigt häufig die Kompetenz des Pflegepersonals in Heimen, aber auch die individuelle Bereitschaft eines Patienten, entsprechend viel Zeit und Aufwand in die Mundhygiene zu investieren. Die Senioren zeigen für ihre Mundhygiene oft wenig Motivation, besonders wenn zahlreiche chronische Krankheiten den Alltag dominieren. Hinzu kommt, dass ihre Geschicklichkeit, also die manuellen Fähigkeiten, und ihr Visus im Alter deutlich reduziert sind. Folglich ist nicht selten in den Mündern von alten und sehr alten Patienten eine erhabliche bakterielle Belastung zu finden, die ein hohes Risiko für Infektionen und Paradontalerkrankungen bedeutet.
Schon vor 20 Jahren haben Wissenschaftler aus Japan Bakterien aus dem Mund-Rachen-Darm-Trakt mit dem Auftreten einer Aspirationspneumonie in Verbindung gebracht. In Japan konnte dann auch nachgewiesen werden, dass bei wöchentlicher professioneller Mundhygiene weniger Lungenentzündungen auftreten. Dieser Zusammenhang erfordert ein Umdenken hinsichtlich der Umsetzung der Mundhygiene bei Hochbetagten und Pflegefällen, als auch in Bezug auf deren Mundgesundheit, allgemeine Gesundheit und Lebensqualität.