26. September 2017

26.09.2017 Schluss mit Süß! Teil II

26.09.2017 Schluss mit Süß! Teil II

Neben dem Unwissen der Eltern stellt die „Werbemacht der Nahrungsmittelindustrie“ ein immenses Risiko dar. Welche Strategien die Firmen nutzen, hat Dr. Tobias Effertz (Uni Hamburg) im Auftrag des AOK Bundesverbandes erforscht und auf dem Zuckerreduktionsgipfel vorgestellt. Das Geheimnis liegt seinen Studien zufolge in der emotionalen Ansprache, auf die das kindliche Gehirn mit haben wollen“ reagiert, weil das Entscheidungsverhalten in der Entwicklungsstufe unter anderem durch fehlerhafte Wahrnehmung und Informationsverarbeitung ohne Erfahrungskorrektur charakterisiert ist.

Die Industrie sehe Kinder als die Konsumenten von morgen und gehe nach dem Motto „Krieg sie jung, krieg sie für immer“ vor.

Dr. Effertz konnte zeigen, dass das Gros der Internetseiten der 300 wichtigsten Lebensmittel in Deutschland klassisches Kindermarketing einsetzt, darunter auch Firmen, die sich öffentlich dagegen ausgesprochen haben, de facto aber dennoch damit werben. Insgesamt würden Kinder pro Jahr mit ca. 12.000 bis 19.000 Lebensmittelwerbespots konfrontiert. Eine Folge sei die erhöhte Kalorienaufnahme. Helfen gegen Adipositas kann laut Dr. Effertz nur Verhältnisprävention – konkret benannte er als mögliche Maßnahmen für Deutschland Steuern auf adipogene Lebensmittel, Steuervergünstigungen auf Obst und Gemüse, Zugangsbeschränkungen und Werbebeschränkungen.

Angesiedelt ist das Thema Zuckerreduktion beim Bundeslandwirtschaftsministerium. Doch nicht alle sind mit dessen Arbeit zufrieden: „Im Ministerium tue sich nichts“, so die SPD, „in diesem Punkt sind wir ein Entwicklungsland“. Es brauche jetzt mehr Engagement von allen. „Der Ansatz über die Freiwilligkeit ist gut, aber nicht ausreichend. Ohne gesetzliche Maßnahmen werden wir nicht weiterkommen“, ergänzte die CDU. Die Grünen seien zudem seit Jahren für eine Lebensmittelampel. Doch nichts passiert.

 

Hier geht es demnächst weiter mit dem Artikel: „Wenn die Ministerien schlafen…“

Bis dahin alles Gute! Herzliche Grüße von Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Schöneberg, Eisenacher Straße 85.

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