Obwohl die Erkrankung schon 1987 von schwedischen Wissenschaftlern erstmals beschrieben und 2001 mit klaren Kriterien definiert wurde, tappt die Zahnmedizin bei der Ursachenforschung nach wie vor im Dunkeln. Diskutiert wird, ob etwa eine Frühgeburt den Mineralisationsprozess unterbrechen kann. Oder ob Erkrankungen der unteren Atemwege, Lungenentzündungen oder Asthma eine Rolle spielen.
Ebenfalls in der Diskussion: Die Gabe von Antibiotika. Zahnmedizinerin Bekes räumt ein, dass es all diese Faktoren auch schon vor 50 Jahren gegeben habe, das Krankheitsbild aber nicht so präsent gewesen sei wie heute. „Das heißt, es muss sicherlich irgendwas aus der Umwelt dazukommen, aber das haben wir momentan noch nicht gelöst.“ Sie vermutet, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit Kreidezähne entstehen.
Bisphenol A, ein schon seit Jahren in Fläschchen für Kinder und Säuglinge verbotener Weichmacher und vor einigen Jahren noch als heiße Spur im Fokus, ist nach derzeitiger Einschätzung des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) als Auslöser eher unwahrscheinlich.
Auch die These, die mangelnde Mineralisation der Zähne seit auf einen Vitamin D-Mangel zurückzuführen wird diskutiert, lässt sich jedoch wissenschaftlich derzeit nicht belegen.
Das Problem bei der Ursachenforschung: Wenn sich ein Kreidezahn, meist im Alter von sechs oder sieben Jahren, zeigt, liegt die unvollständige Mineralisation schon lange zurück.
Kreidezähne lassen sich also nicht verhindern. Nur früh erkennen und behandeln. So plädiert etwa Gabriela Haas, im Vorstand der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein zuständig für Prävention, für regelmäßige Zahnarztbesuche ab dem ersten Milchzahn – damit die Kinder vertrauen fassen – und um den Eltern möglichst frühzeitig Tipps geben zu können, sollte sich ein Kreidezahn zeigen.
Saures, zum Beispiel, sollte dann gemieden werden. „Säure greift ja noch mal den Zahnschmelz an. Auch Saftschorlen schädigen die Zahnhartsubstanz wegen des Zuckers und der Fruchtsäuren“, so Zahnärztin Haas. Zudem sei es wichtig, Zucker möglichst zu vermeiden, da der den Kariesbakterien Futter biete. Karies ist für ohnehin schon angegriffene Kreidezähne ein noch größeres Problem als für gesunde Zähne.