13. November 2018

13.10.2018/ Kaugummi: Genussmittel und Dentalprodukt, Teil II, von Joachim Klimek, zm Nr. 20, 16.10.2018

13. Oktober 2018 / Kaugummi: Genussmittel und Dentalprodukt, Teil II, von Joachim Klimek, zm Nr. 20, 16.10.2018

Guten Tag und Hallo,

hier geht es nun weiter mit dem Thema „Kaugummi“.

Die Wirkmechanismen des Speichels

Die Entstehung und Progression von Karies werden auf verschiedene Weise durch protektive Speichelfaktoren beeinflusst. Von besonderer Bedeutung sind hier die Neutralisation von Säuren durch die Puffersysteme des Speichels, die Reinigung der Mundhöhle von verbliebenen Nahrungsbestandteilen durch die Spülfunktion (Clearance) sowie die remineralisierende Wirkung des Speichels. Die Schutzfaktoren des Speichels gegen Karies werden besonders wirksam, wenn der Speichelfluss durch Stimulation erhöht wird. Stimuliert wird der Speichelfluß vorrangig durch Geschmacks- und Geruchsempfindungen sowie durch mechanische Reize der Zunge oder anderer Bereiche der Mundhöhle. Zu den mechanischen Reizen zählt in erster Linie die Kautätigkeit. Der Stimulierte Speichel verfügt im Vergleich zum Ruhespeichel über eine wesentlich bessere Pufferwirkung zur Neutralisation von Säuren und auch die Spülfunktion (Clearance) und die remineralisierende Wirkung des Speichels sind deutlich erhöht (Dawes, 2008). Während die normale Fließrate für den unstimulierten Ruhespeichel bei 0,3 bis 0,4 ml/min liegt, beträgt die Fließrate für den stimulierten Speichel 1-3 ml/min. Maximal können etwas 7 ml/min erreicht werden.

Geschmacksreize fördern die Speichelfließrate

Das Kauen einer geschmacklosen Kaumasse stimuliert zwar auch den Speichelflus, der Effekt ist aber deutlich geringer als bei zusätzlichen Geschmacksreizen. Yankell und Emling fanden eine signifikant erhöhte Schluckrate sowie eine bessere Absenkung des Plaque-pH-Wertes beim Kauen eines handelsüblichen zuckerfreien Kaugummis im Vergleich zu einer geschmacksneutralen Kaumasse (Yankel und Emling, 1988). Dawes und Macpherson verglichen in einer Studie den Effekt von sechs verschiedenen Kaugummis mit dem Effekt von Kaugummi-Basismasse auf die Speichelfließrate (Dawes und Macpherson, 1992). Durch alle Kaugummis mit Geschmackstoff wurde die Speichelfließrate zu Beginn gegenüber der unstimulierten Fließrate um etwa das Zehnfache, durch Kaugummi-Basis-Masse nur um etwa das Fünffache erhöht. Nach 20-minütigem Kauen war die Fließrate immer noch um das 2,7-Fache erhöht und damit in der Größenordnung wie die Fließrate beim Kauen von Kaugummi-Basismasse. Die Verminderung des Effekts nach einigen Minuten Kauen lässt sich bei den Kaugummis mit Geschmackstoffen durchein „Herauskauen“ der Geschmacksstoffe erklären. Wahrscheinlich spielt auch eine Rolle, dass sich nach wenigen Minuten zumeist die  Kaufrequenz vermindert. Um den Speichelfluss über einen möglichst langen Zeitraum deutlich zu erhöhen, wäre es vorteilhaft, wenn die Geschmacksstoffe nur sehr langsam herausgekaut würden.

Nun wissen wir alle dolle Bescheid und kauen nur noch ganz zaghaft ganz leckere Kaugummis…

Beim nächsten Mal erscheint hier der letzte Teil zum Thema Kaugummi und Kariesschutz.

Viele Grüße von Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin Schöneberg.

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