20. Mai 2016

20.05.2016 – Die flüssige Gefahr

20.05.2016 – Die flüssige Gefahr

Hallo liebe Leser, worum ging es denn hier nochmal? Ach ja, Zucker und Zuckerersatzstoffe, ein Artikel von Frau Johanna Hergt aus der zm vom 01.02.2015. Hier nun die Fortsetzung: Die flüssige Gefahr! Studien zeigten, dass zuckerhaltige Getränke Übergewicht fördern könnten. „Wer eine Flasche Cola trinkt, ist nicht satt. Ein Drink, der Kohlenhydrate enthält, prädisponiert daher zum Überkonsum“, erklärt Ernährungsmediziner Pfeiffer. Darüber hinaus verursache Zucker in Lösungen eine „irre Insulinsekretion“ und führe bei einem Drittel der Menschen zu einer Unterzuckerung, wodurch sie wiederum mehr äßen.

In den USA sind solche Getränke mit Fruktose aus günstig verfügbarem Maissirup gesüßt, was ebenfalls zur Fettleibigkeit führen kann. Fruktose, die eine größere Süßkraft hat als Glukose, ist für unseren Stoffwechsel sogar ungünstiger, da wir sie nicht speichern können.Die Leber muss sie verstoffwechseln, wandelt sie in Glukose um oder produziert daraus Fett. Das treibt direkt die Fettsynthese in der Leber an – was allerdings erst in größeren Mengen, im Bereich von 30 bis 50 Gramm, schädlich ist. „Und dann wird es auch bei Haushaltszucker zum Problem, bei beiden kommt es auf die Menge an“, betont Pfeiffer. Auch hierzulande greifen Lebensmittelhersteller zunehmend zur Fruktose und vermarkten etwas Wellness-Wasser oder Saftschorlen „mit natürlichem Zucker“ als vermeintliche Gesundbrunnen. Zucker im Überfluss – wohin das Auge auch schweift. „Energie und Nahrung sind pausenlos für wenig Geld verfügbar, wir müssen uns da zurückhalten. Dafür sind wir nicht gemacht“, sagt Pfeiffer. Der Hälfte der Menschen bereite das Schwierigkeiten, weil sie dann dick werden. Denn der Mensch hat eine angeborene Süßpräferenz: „Alles, was süß schmeckt, ist eher ungefährlich“, sagt Ernährungsexpertin Gahl. „Rein ernährungsphysiologisch bräuchten wir aber keinen zugesetzten Zucker. Wer Kartoffeln, Getreideprodukte oder Obst isst, nimmt ausreichend Zucker auf. Aber aus Gründen des Geschmacks und der Konservierung ist Zucker nicht aus unserer Ernährung wegzudenken.“

Trainiert auf Zucker.

Das Dilemma ist: Der Geschmack ist in Wirklichkeit nicht der direkte Stimulus, sondern dieser ist immer direkt verknüpft mit der Kalorienzufuhr – was laut Pfeiffer auch Experimente mit Mäusen gezeigt haben. „Das konditioniert unbewusst unser Hirn – wir sind hier viel schlauer gemacht als wir denken. Für uns ist der Konsum von wohlschmeckender Nahrung direkt mit hedonischen Gefühlen verbunden, sonst würden wir gar nicht genug essen.“ Und dieses Wissen um die Vorlieben der Menschen macht sich wiederum die Lebensmittelindustrie zunutze. So trainieren gesüßte Babynahrung und Kinderprodukte den Geschmack zusätzlich auf Zucker. „Uns werden viele süße Lebensmittel angeboten, welche dann auch im Erwachsenenalter gerne angenommen werden“, sagt Silke Schwartau, Abteilungsleiterin Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Wir sind also voll auf Zucker geeicht und getrimmt – sind wir sogar süchtig nach dem weißen Stoff? „Es existieren Studien, die einen Zusammenhang von Zuckerkonsum und Suchterscheinung untersuchen. Einige zeigten bei Ratten Suchtanzeichen, etwa Fressanfälle, wenn sie nach regelmäßigen Zuckerdosen keinen mehr bekamen“, berichtet Schwartau. Unter Wissenschaftlern sei aber umstritten, ob die Ergebnisse auf Menschen übertragen werden könnten. Pfeiffer bemängelt zudem die Qualitätsstandards der Untersuchungen. Er würde eher von Gewöhnung statt Sucht sprechen: „Wenn Sie sehr viel Süßes essen, nimmt die Sensivität ab. Aber wir müssen essen. Daher ist es schwierig, einem Nahrungsmittel ein Suchtpotential zuzuschreiben. Das ist sicherlich bei den Menschen sehr verschieden.“ Auch Gahl von der DGE ist der Auffassung: „Sucht, etwa nach Nikotin, verursacht körperliche Entzugserscheinungen. Dieses absolute Verlangen ist bei Zucker nicht gegeben, hier spielen eher physiologische Faktoren eine Rolle.“

Jetzt aber genug mit den Auswirkungen des Zuckerkonsums, denn das Wochenende steht vor der Tür. Ich wünsche Ihnen / Euch viel Spass in den kommenden Tagen. Ab Montag leben wir dann alle wieder kategorisch gesund!

Viele Grüße von Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin-Schöneberg, Eisenacher Str. 85.

Allgemein, Jugendzahnheilkunde, Kinderzahnheilkunde, Prophylaxe , , , , ,
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