24. Juni 2017

24.06.2017 – Die Mundhygiene im höheren Lebensalter / zm 107, Nr. 8, 16.04.2017, nach Vorlage von Frauke Müller, Teil 3

24.06.2017 – Die Mundhygiene im höheren Lebensalter / zm 107, Nr. 8, 16.04.2017, nach Vorlage von Frauke Müller, Teil 3

Die bakterielle Belastung älterer Menschen ist enorm!

Eine schlechte Mundhygiene ist eine der häufigsten Risikofaktoren für eine Lungenentzündung bei Pflegeheimbewohnern. Von 9 untersuchten Risikofaktoren waren die „unzureichende Mundhygiene“ und „Schluckstörungen“ die wesentlichen Risiken für eine Aspirationspneumonie. Awano und Mitarbeiter berichteten, dass Patienten mit zehn oder mehr natürlichen Zähnen sowie gleichzeitigen Zahnfleischtaschen die größer als 4 mm sind ein 3,9-fach erhöhtes Risiko haben, an einer Lungenentzündung zu sterben, als die Probanden, die keine Zahnfleischerkrankung hatten. Erstaunlicherweise lässt sich das Risiko nicht durch die Entfernung der natürlichen Zähne vermeiden. Bei zahnlosen Patienten können die Keime beispielsweise im Zungenbelag sitzen, der ebenfalls als Risikoindikator für eine Aspirationspneumonie angesehen werden muss.

Wie viel hilft eine gute Mundhygiene?

Wenn man davon ausgeht, dass die oralen Krankheitserreger die Ursache der Aspirationspneumonie darstellen, stellt sich die Frage, ob Mundhygienemaßnahmen zur Beseitigung des oralen Biofilms das Pneumonie-Risiko (Lungenentzündungs-Risiko) verringern können. Nur wenige gut konzipierte randomisierte kontrollierte Studien haben die Auswirkung von Mundhygienemaßnahmen auf das Auftreten von Lungenentzündungen untersucht.

Es hat sich aber gezeigt, dass keimreduzierende Mundspülungen eine Abnahme des Auftretens von Atemwegserkrankungen bewirken, und dass zusätzliche konsequente mechanische Mundhygienemaßnahmen diesen Effekt noch erheblich verbessern können. So wird empfohlen, dass Hochbetagte nach jeder Mahlzeit die Zähne putzen sollten, und dass die Reinigung herausnehmbarer Prothesen einmal täglich erfolgen sollte. Eine professionelle Mundhygiene – durch angelerntes Fachpersonal – wird einmal wöchentlich empfohlen, um die Häufigkeit einer Aspirationspneumonie zu reduzieren ( van der Maarel-Wierink et al., 2013 ). Eine systematische Übersichtsarbeit von Sjorgen et al., 2016, berichtet, dass einer von zehn pneumoniebedingten Todesfällen bei älteren Pflegeheimbewohnern durch die Verbesserung der Mundhygiene verhindert werden könne.

Das war es für heute. Nächstes Mal erscheint hier der letzte Teil zu diesem Thema: „Lässt sich das Problem über Nacht lösen“?

Mit vielen Grüßen von Jochen Steuerwald, Zahnarzt in Berlin-Schöneberg, Eisenacher Straße 85!

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