7.5.2017- Die Mundhygiene im höheren Lebensalter/ zm 107, Nr. 8, 16.4.2017, nach Vorlage von Frauke Müller, Teil 2
Pneumonie – der häufigste Infektionstod bei Senioren
Lungenentzündungen stellen für die ältere Bevölkerung eine große Bedrohung dar, denn diese treten mit einer geschätzten Häufigkeit zwischen 25 und 44 Fällen pro 1.000 zu Hause lebende Senioren und von 33 bis 114 Fällen pro 1.000 Bewohner von Senioreneinrichtungen auf. Unterschieden wird die ambulant erworbene Pneumonie von der im Pflegeheim erworbenen Pneumonie. Die Lungenentzündung ist mit einer Häufigkeit von 13 bis 48 Prozent die häufigste Infektion in Pflegeheimen und darüber hinaus die häufigste Todesursache durch Infektionen im Alter von 65 Jahren und älter. Die Mortalitätsraten von bis zu 48 Prozent müssen allerdings mit den Komorbiditäten, die im höheren Alter vermehrt auftreten, assoziiert werden.
Symptome, Pathogenese, Risikofaktoren:
Bei einer Lungenentzündung fühlen erwachsene Patienten sich in der Regel erschöpft und stark beeinträchtigt, leiden unter starkem Husten, oft verbunden mit eitrigem Auswurf, Fieber, Schwitzen sowie starken Schmerzen oder gar Erstickungsanfällen. Sehr alte Menschen zeigen diese klassischen Symptome oft nicht, sondern neigen eher zu Stürzen und Verwirrtheitszuständen. Eine Aspirationspneumonie wird durch Fremdmaterial ausgelöst, das über die Bronchien in die Lungen gerät. Meist handelt es sich um Speichel oder Nahrungsbestandteile, die aspiriert werden. Die Keime befinden sich im Speichel oder werden bei der Nahrungszerkleinerung aus dem Biofilm gelöst. Auch bei gesunden Erwachsenen kann während des Schlafens keimbeladener Speichel in die Bronchien gelangen. Gesunde Erwachsene haben aber Hustenreflexe, einen intakten Flimmerhaartransport, der Fremdkörper wieder aus den Bronchien entfernt, und eine gesunde Immunabwehr. Damit sind die Atemwege beim gesunden Patienten weitgehend geschützt. Mit zunehmenden Alter lässt jedoch nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Funktion der Flimmerhaare nach, was alte und multimorbide Patienten anfälliger für eine Lungenentzündung macht. Weitere Risikofaktoren für eine Aspirationspneumonie sind kognitive Einschränkungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, oder anderen Erkrankungen, die das Schlucken beeinträchtigen. Ebenso gehören auch beatmete Patienten zur Risikogruppe für Pneumonien, unabhängig von ihrem Alter. Während eine prospektvie Studie an 1.499 zu Hause lebenden Personen, die aufgrund einer Lungenentzündung hospitalisiert waren, zeigte, dass zehn Prozent an einer Aspirationspneumonie litten, lag der Prozentsatz bei weiteren 477 im Heim lebenden Pneumonie-Patienten bereits bei 30 Prozent.