16.02.2018 – Das Immunsystem gegen den Tumor mobil machen, Teil III
Die Behandlung ist im Allgemeinen gut verträglich, als häufigste Nebenwirkungen werden Müdigkeit, Hautausschläge, Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und möglicherweise auch Autoimmunerkrankungen angegeben. Die Nebenwirkungen sind jedoch meist moderat und gut zu beherrschen, die Krebsimmuntherapie gilt als deutlich besser verträglich im Vergleich zu einer Chemotherapie.
CAR-T-Zellen: Eine andere Strategie, den Tumor für das Immunsystem zu enttarnen, wird mit der Entwicklung von CAR-T-Zellen versucht. Das Verfahren ist hochkomplex: Zunächst werden dem Patienten T-Lymphozyten aus dem Blut entnommen. Bei einem gentechnischen Eingriff wird den Zellen dann ein chimärer Antigenrezeptor (Chimeric Antigen Receptor, kurz CAR) eingeführt. Die so gebildeten CAR-T-Zellen werden dem Patienten intravenös rückinfundiert, informiert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO).
Die CAR-T-Zellen sind in der Lage, spezifische Antigene auf den Krebszellen zu erkennen, mit ihnen zu interagieren und eine charakteristische T-Zell-Immunantwort auszulösen, durch die die Krebszellen zerstört werden. Diese Therapie ist allerdings nicht ungefährlich, warnt die DGHO: „Es kann zu einem lebensbedrohlichen, sogenannten Zytokin-Release-Syndrom kommen mit zum Teil schweren neurologischen Komplikationen.“ Andererseits bietet diese zelluläre Immuntherapie wahrscheinlich Potenzial für weitere Behandlungsfortschritte bei hämatologischen und auch soliden Malignomen.
THERAPEUTISCHE IMPFUNG: Noch experimentell ist der Ansatz der „therapeutischen Impfung gegen Krebs“. Dabei wird versucht,das Immunsystem gezielt gegen Tumorantigene „aufzuhetzen“. Die Bezeichnung „therapeutische Impfung“ signalisiert, dass das Verfahren micht wie eine herkömmliche Schutzimpfung vorbeugend eingesetzt wird, sondern erst, wenn sich bereits ein Tumor gebildet hat. „Geimpft“ werden die Patienten dabei mit Teilen von Krebszellen oder auch mit Immunzellen, die außerhalb des Körpers mit Tumorantigenen beladen und vermehrt werden. Die Zellen tragen dann Tumorantigene, also Merkmale, die typisch für Krebszellen sind und auf gesunden Körperzellen gar nicht oder nur in anderer Form vorkommen, auf ihrer Oberfläche. Die Forscher hoffen, dass die Konfrontation des Immunsystems mit einer größeren Menge der Tumorantigene dazu führt, dass eine effektivere Immunantwort gegen den Tumor erfolgt.
DENDRITISCHE ZELLEN: Bei einem weiteren – ebenfalls noch experimentellen Ansatz werden spezielle Immunzellen, die dendritischen Zellen, als Helfershelfer eingesetzt. Die dendritischen Zellen nehmen üblicherweise Antigene auf, präsentieren diese anderen Immunzellen und stimulieren damit die Immunantwort auf eiun bestimmtes Antigen. Getestet wird in den pharmazeutischen Labors deshalb unter anderem, ob das Immunsystem Tumorantigene eventuell besser erkennt, wenn sie von den eigenen dendritischen Zellen präsentiert werden.
Die „Dendritische Zelltherapie“ ist sehr aufwendig, da die Immunzellen den Patienten entnommen, mit den Tumorantigenen „beladen“ und dann reinfundiert werden müssen. Zurück im Körper sollen sie weitere Immunzellen aktivieren und damit eine spezifische Immunantwort gegen die Tumorantigene hervorrufen.
Versucht wird außerdem, Immunzellen des Patienten, die sich für die Zerstörung von schädigenden Fremdzellen im Organismus verantwortlich zeichnen, wie etwa die sogenannten Killerzellen, im Labor durch spezielle Botenstoffe – die Zytokine – zu vermehren und über solche Zytokin-induzierten Killerzellen die Immunreaktion gegen den Tumor zu stimulieren.
Dazu sind weitere Verfahren in Erprobung, von denen die Forscher sich Fortschritte einer Immuntherapie bei Krebserkrankungen versprechen. Das Prinzip besteht in aller Regel darin, über verschiedene Strategien Immunzellen des Patienten so zu verändern, dass sie nach der Reinfusion Immunreaktionen gegen den Tumor stabilisieren.
Soweit zum heutigen Thema der Tumortherapie. Es ist sehr zu hoffen, dass die Forschung in naher Zukunft weitere anwendbare Erfolge zu verzeichnen hat, denn die Anzahl der Tumorerkrankungen nimmt stetig zu. Also: Gesund bleiben! Mit herzlichen Grüßen aus der Eisenacher Straße 85 in Berlin-Schöneberg von Jochen Steuerwald, Zahnarzt.